„Etwas Vergleichbares gibt es nicht

Interview: Der Frankfurter Regisseur Peter Rippl hat einen Musikfilm über die Gruppe „Leningrad“ gedreht

Im Westen kannten sie nur wenige, aber in Russland wurde sie gefeiert: die Ska-Punkband „Leningrad“ mit ihrem charismatischen Gründer und Frontmann Sergej Shnurov, genannt „Shnur“. Der Frankfurter Filmemacher Peter Rippl hat einen kraftvollen Dokumentar- und Musikfilm über die populäre Undergroundband gemacht, die mit ihrer Verwendung von russischer Folklore einen eigenständigen Stil kreierte. Peter Rippl fragt nach den Gründen des Erfolgs und transportiert zugleich die erstaunliche Energie, die die vielköpfige Band auf der Bühne ausstrahlte. Nachdem sich die Band 2008 aufgelöst hat, setzt „Leningrad – Der Mann, der singt“ ihren Live-Auftritten ein filmisches Denkmal. Peter Gutting sprach mit dem Regisseur über das postsowjetische Lebensgefühl, die Launen eines Idols und eine Sprache, die angeblich gar nicht existiert.

Wie erklären Sie sich den Erfolg der Band Leningrad?

Bandgründer Shnur hat es geschafft, das Lebensgefühl von sehr vielen Menschen auszudrücken. Das geht von jungen Männern, die die derbe Sprache lieben, bis hin zu Intellektuellen. Shnur macht Unterhaltung an der Schnittkante zwischen Pop und Anspruch. Dabei reagiert er auf reale Probleme in seinem Land. Er bietet nichts, was sowieso alle wissen, aber auch nichts, was nur ein paar Intellektuelle verstehen. Etwas Vergleichbares findet man bei uns gar nicht mehr.

Aber warum lieben ihn die Leute für etwas, was niemals so recht greifbar ist? Er ironisiert ja so ziemlich jede seiner Aussagen.